09.05.1918

Die Rücktransporte beginnen

 
 

“Viele weinten vor Freude, dass endlich Erlösung kommt.“

 
 

Die russische Revolution und das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg haben weitreichende Folgen für Kasser und die anderen Kriegsgefangenen. Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwischen Russland und den Mittelmächten rechnet Kasser mit seiner baldigen Rückkehr in die Heimat. Sein Wunsch, die Reise mit einem Bekannten aus seinem Nachbarort anzutreten, hat dennoch ungeahnte Folgen. Erst im Oktober 1920 wird Kasser nach Hause zurückkommen – in die "Republik Österreich", einen Rumpfstaat, der noch nicht existierte, als der Bauernsohn 1914 in den Krieg zog.

Es war Ende April, kam der Befehl, von jeder Baracke acht Mann von den Schwerinvaliden, von den älteren Jahrgängen. Da war ich nicht dabei. Vergingen wieder ein paar Tage. Kam schon ein Sanitätszug, wo die bestimmten einwaggoniert wurden. Viele weinten vor Freude, dass endlich Erlösung kommt. Am 5. Mai fuhren sie weg. Nach ein paar Tagen hieß es schon, dass der zweite auch bald weggeht. War schon neugierig, wer nun diesmal dabeisein wird. Der Kommandant sagte mir, ich werde jetzt drankommen. Fragte gleich wegen Freund Anmasser, ob der auch mitkommt. Sagte er nein, das geht nicht, es sind noch zu viele andere. Beim dritten Transport wird er auch dabei sein. Da beschloss ich, auf ihn zu warten. Wegen der paar Tage kommt es mir nicht an. Ist doch besser, wenn man einen Kollegen hat, sollte einem was passieren. Kann doch der andere seine Sachen übernehmen.