27.08.1914

Hoffnung

 
 
Käthe Kollwitz' jüngerer Sohn Peter
Käthe Kollwitz' jüngerer Sohn Peter
 
 

Während auf den Straßen der Hauptstadt die Kriegsbegeisterung unüberhörbar ist, wird Käthe Kollwitz in der Ruhe der eigenen vier Wände die Abwesenheit ihres jüngeren Sohnes Peter langsam bewusst. Dennoch schöpft sie Hoffnung, dass der Krieg kurz bleibt und die jungen Freiwilligen unversehrt nach Hause zurückkehren.

In dieser letzten Woche ging es mir merkwürdig - es war gewissermaßen ein Waffenstillstand eingetreten im Gefühl. Ob es auch denen so geht, deren Geliebte schon im Felde stehn? Ich brauchte nicht mehr zu weinen, mitunter war ich ganz froh. Da die Jungen noch leben und sogar noch zu sehn, zu hören und zu fühlen sind, schleicht sich das Empfinden ein: Es wird vielleicht nicht so schlimm, sie kommen vielleicht heil wieder. Dazu kommen die guten Kriegsnachrichten aus Frankreich. In einigen Wochen ist es da vielleicht erledigt. Dann bleibt Russland.