05.11.1914

Erster Verlust

 
 

“Aber ich kann tatsächlich nicht mehr mit Puppen spielen.“

 
 

In den ersten Wochen des Krieges melden sich viele junge Männer freiwillig zu den Waffen. Sie glauben, dem Vaterland dienen zu müssen. Von Beginn an sind die Verluste hoch. Elfriede und ihre beste Freundin Gretel erfahren, dass ein guter Bekannter, der Kaufmannssohn Paul Dreier, seit drei Wochen vermisst wird. Paul hat erst zu Ostern sein Abitur gemacht.

Ich lief zu Gretel auf den Hof, und wir setzten uns des Regens wegen unter das Dach des Trockenbodens. (…) Ich sagte: "Großmutter hat Gott gebeten, Paul zu behüten. Wenn Gott alle Bitten erhören würde, bräuchte kein Soldat zu sterben. Aber er hört sie gar nicht. Er ist wahrscheinlich taubstumm geworden. Von wegen dem Kanonendonner."
Gretel fragte mich, was ich denn spielen möchte. Ich sagte: Soldat. Gretel war traurig, weil sie ihre Puppen so sehr liebt. Aber ich kann tatsächlich nicht mehr mit Puppen spielen.