April 1917

Gefangenenrevolte

 
 

“Wir sagten, wir arbeiten schon, aber nicht im Schacht.“

 
 

Ein neuerlicher Transport führt Karl Kasser nach Sudschenka im Herzen Sibiriens, 500 Kilometer westlich von Krasnojarsk. Damit ist er der Heimat wieder ein wenig näher gekommen. Doch die Gefangenen sollen hier in einem Bergwerk tief unter der Erde schuften. Für die österreichischen Bauernsöhne ist das eine unerträgliche Vorstellung, die sie mit Panik erfüllt. Sie weigern sich, die Waggons zu verlassen.

Die ganzen Waggons waren umzingelt von russischen Soldaten mit Bajonett auf. Glaubten, sie schießen uns gleich zusammen. (...) Nahm man schnell seine paar Sachen zusammen. Traten vier und vier zusammen, und marschierten ab, ganz umschlossen von den Soldaten. Kamen zu einer Baracke, wo sie uns hineinsteckten. Vor der Tür standen zwei Posten, die keinen hinauslassen durften. Der Offizier gab uns eine Belehrung und wir sollen uns ruhig verhalten, bis er vom Kriegsgericht Bescheid kriegt, was mit uns passiert, weil wir nicht arbeiten wollen. Wir sagten, wir arbeiten schon, aber nicht im Schacht.
[Einige Tage später]
Kam der Leiter vom Schacht und sagte, um uns zu fangen, dass vom Kriegsgericht schon der Befehl gekommen sei, wenn wir nicht arbeiten, werden wir alle erschossen. Wir sagten ihm gleich, wir haben keine Angst, wir haben das Pulver schon an der Front gerochen. Konnte sich seinen Teil denken, denn er wird sicher noch keine Front gesehen haben. Nächsten Tag kam ein Offizier von Tomsk mit dem Befehl, es kann kein Gefangener gezwungen werden, im Schacht zu arbeiten. Nur freiwillig.